Vermischtes
Neue Chance für Wasser-Strom bei der
Leutesheimer Mühle?
Von Michael Müller
Kehl-Leutesheim.
Kleines Wasserkraftwerk oder »raue Rampe«? Das ist schon seit
geraumer Zeit die Frage an der Leutesheimer Mühle. Der
Zweckverband (ZV) »Hochwasserschutz Hanauerland« will dort eine
»raue Rampe« bauen, weil das Wehr derzeit für Fische ein
unüberwindbares Hindernis darstellt. Doch die Pläne liegen auf
Eis, seit Bestrebungen bekannt wurden, die Wasserkraft zur
Stromerzeugung nutzen zu wollen.
Mehrere private Investoren hatten entsprechendes Interesse
bekundet. Auch Leutesheims Ortsvorsteher Ernst Kleinmann
befürwortet die Wasserkraftnutzung an der Mühle. Er hatte sogar
schon versucht, das Projekt über den Verein »Aktives Dorf
Leutesheim« als eine Art genossenschaftliches Bürger-Projekt zu
realisieren; diese Pläne scheiterten jedoch aus rechtlichen
Gründen.
Zwar hat das Umweltministerium einen neuen Fördertopf für die
technische und ökologische Modernisierung der kleinen
Wasserkraft aufgemacht und im April die »Fördergrundsätze kleine
Wasserkraft« neu gefasst. Dennoch sind die Risiken erheblich,
erläutert Planer Jochen Bresch. So ist das Potenzial wegen der
geringen Fallhöhe ohnehin klein.
Außerdem ist das entsprechende Wasserrecht inzwischen erloschen;
es müsste also ein neues Genehmigungsverfahren eingeleitet
werden – doch das kostet Zeit und Geld, und der Ausgang ist
ungewiss. Und schließlich müsste für das Kraftwerk die
ursprüngliche Einstauhöhe im Mühlbach wieder hergestellt werden.
Doch dann bestünde die Gefahr, dass in den Gebäuden, die nahe am
Bach stehen, Wasser in die Keller eindringt.
Zuletzt war auch die Bürger-Energiegenossenschaft an dem Projekt
interessiert. Anfang Oktober auf der Hauptversammlung gab
Vorstandsmitglied Horst Körkel jedoch den Absprung bekannt.
Begründung: Unter den gegebenen Umständen und angesichts hoher
Investitionskosten bestehe keine Möglichkeit, das Kraftwerk
wirtschaftlich zu betreiben.
Sein Büro habe daraufhin in Eigenregie über die
Wasserkraftnutzung nachgedacht, erklärte Jochen Bresch am
Dienstag auf der Verbandsversammlung des Zweckverbandes
»Hochwasserschutz Hanauerland«. Dabei habe man eine Lösung
gefunden, »die wirtschaftlich machbar wäre«. Allerdings müsste
der Bach dafür verlegt werden. Davon wären etwa ein Dutzend
Grundstückseigentümer betroffen. Nähere Details wollte Bresch
auf Nachfrage aus Rücksicht auf die anstehenden Gespräche mit
den Eigentümern nicht nennen. Auch ein Investor müsste noch
gefunden werden.
Vier Wochen gab der Zweckverband Zeit, zu einem Meinungsbild zu
gelangen. Sollte sich ein Einvernehmen nicht erzielen lassen,
will der Zweckverband im kommenden Haushaltsjahr den Bau der
»rauen Rampe« in Angriff nehmen. Die entsprechenden Mittel in
Höhe von 50.000 Euro wurden erneut in den Haushalt 2014
aufgenommen.
Foto: Marco Karch
An der Leutesheimer Mühle könnte vielleicht doch die Wasserkraft
zur Stromgewinnung genutzt werden. Nun müssen die Grundbesitzer
entscheiden, ob sie mit dem neuen Vorschlag einverstanden sind.
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