Vermischtes
Datenautobahn für Auenheim und
Leutesheim durch Richtfunk
Das Kommunikationsunternehmen Neckarcom präsentierte am
Dienstagabend sein Lösungskonzept für DSL mit einer
besseren Breitband-Versorgung für die Ortschaften Auenheim und
Leutesheim.
Von Marco Karch
Kehl-Auenheim.
Mit gut 30 Minuten
Verspätung startete die gut besuchte Informationsveranstaltung
im Auenheimer Bürgersaal, zu der am Dienstagabend Bürgerinnen
und Bürger eingeladen waren. Manchem Besucher war die Spannung
vom Gesicht abzulesen. Verständlich, wenn man bedenkt, dass er
zu Hause nicht einmal ein Youtube-Video abspielen kann, ohne zu
pausieren oder für einen Datei-Download mit einer Größe von
einigen Megabyte Stunden braucht.
Mit den Worten »Der volle Saal zeigt das große Interesse«,
eröffnete Katrin Korth den Abend. Die Leiterin der
Tiefbau-Abteilung der Stadt Kehl führte den Bürgern der
Ortschaften Auenheim und Leutesheim auf, weshalb sich die Stadt
für das Stuttgarter Unternehmen entschieden habe. Zuerst sei per
Unterschriftenlisten der Bedarf ermittelt worden. Anschließend
habe die Stadt beim Land einen Antrag für die notwendigen
Fördergelder gestellt. Ausschreibungen an diverse
Telekommunikations-Dienstleister folgten, deren Angebote von der
Stadtverwaltung ausgewertet worden seien. »Das Angebot der
Deutschen Telekom für Leutesheim war von den technischen
Rahmenbedingungen zwar in Ordnung, finanziell jedoch für uns
nicht realisierbar«, erklärte die Tiefbau-Chefin.
Laut Korth hatten andere Anbieter wiederum Angebote auf Lager,
die sich auf technischer Seite für die beiden Ortschaften als
indiskutabel darstellten. »Das Stuttgarter Unternehmen Neckarcom
legte uns dagegen ein Konzept vor, das technisch weit über dem
liegt, was die Telekom offerierte«, ergänzte Korth.
»Wir freuen uns, dass wir mit der Neckarcom einen
leistungsfähigen Partner gefunden haben«, so die
Abteilungsleiterin weiter. Gleichzeitig zeigte sie ihre
Erleichterung gegenüber den Auenheimer und Leutesheimer Bürgern,
für die beiden Ortschaften endlich eine passable Lösung vorlegen
zu können. »Für Hohnhurst gibt es nach wie vor noch keine
Lösung. Doch wir sind dran«, sagte sie.
Lösung präsentiert
»Leutesheim und Auenheim haben einfach Pech«, begann
Neckarcom-Geschäftsführer Jürgen Herrmann seine Rede. »Die
beiden Ortschaften liegen bis zu sieben Kilometer von einem
Verteilerknoten der Telekom entfernt, und deshalb müssen viele
Haushalte mit einer Datenübertragungsrate von bis zu 368
Kilobits pro Sekunde leben«, fuhr er fort. In seiner
Bildschirmpräsentation zeigt Herrmann seine Lösung: Schnelleres
Internet durch Richtfunk. In beiden Ortschaften soll jeweils
eine Richtfunkantenne installiert werden.
Tochterfirma der EnBW
Der Richtfunk ist eine Technik zur Fernübertragung mittels
Funkwellen. Hierbei kommen Antennen zum Einsatz, die ihre
Informationen in eine bestimmte Richtung gebündelt senden. »Der
wichtige Unterschied im Gegensatz zu Mobilfunkantennen ist der,
dass Richtfunksendeanlagen ihre Signale nicht rundum, sondern
gezielt übermitteln«, informierte Herrmann. Hinzu kommt ein
Schaltverteiler in Auenheim, zwei Schaltverteiler werden in
Leutesheim installiert wegen der komplizierten Kabelführung. Von
dem Sendemast werden Kabel mit den vorhandenen Kupferdoppeladern
unter der Erde verknüpft. Der Energiekonzern EnBW hat vor gut 15
Jahren Glasfaserkabel verlegt, auch daraus zieht das Unternehmen
Neckarcom, ein Tochterunternehmen der EnBW, nun seinen Nutzen.
»Es wird Sie freuen, nach der Inbetriebnahme über eine
Datenübertra-gungsrate von bis zu 35 Megabit pro Sekunde
verfügen zu können«, sagte Herrmann und kündigte an, dass bei
Vertragsabschluss neue Gerätschaften, unter anderem ein Router,
mitgeliefert werden. Zuletzt demonstrierte er den Vergleich
eines zwei Megabyte großen Dateidownloads anhand einer
Animation. Bei einer Datenübertragungsrate von 768 Kilobits pro
Sekunde dauert es 23 Sekunden, bei der zukünftigen
Geschwindigkeit von 35 Megabits pro Sekunde dauert dies nur noch
eine halbe Sekunde.
Auenheims Ortsvorsteher Werner
Müll, Leutesheims Ortsvorsteher Ernst Kleinmann, Tiefbau-Leiterin Katrin
Korth und Geschäftsführer der Neckarcom Jürgen Herrmann (von links).
Foto: Marco Karch
BÜRGER
FRAGEN - NECKARCOM ANTWORTET |
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Ab wann kann man mit dem endgültigen Start rechnen?
Die ersten Schritte wurden bereits unternommen. Jetzt ist
die Bürokratie am Zug, zudem müssen die Standorte für die
Funkmasten gefunden werden. Im Juli 2011 können wir die
definitive Betriebsfähigkeit gewähr-leisten.
■ Ich habe momentan noch einen DSL-Vertrag bei der
Telekom. Was ist nun, wenn ich zu Ihnen wechseln möchte?
Muss ich warten, bis dieser Vertrag ausläuft?
Auf keinen Fall den Vertrag selbst kündigen. Dadurch besteht
die Gefahr, dass Sie Ihre Telefon-Rufnummer verlieren. Am
einfachsten füllen Sie zuerst ein Antragsformular der
Neckarcom aus, schicken es mit einem Begleitschreiben zu
uns, wir kümmern uns den weiteren Verlauf.
■ Was ist bei einem Kombi-Vertrag?
Um den Telefonanbieter-Vertrag kümmern wir uns, wenn Sie
noch einen weiteren Vertrag bei einem anderen Unternehmen
haben, müssen Sie diesen dann selbst kündigen.
■ Steht uns die in Aussicht gestellte Bandbreite dann
auch tatsächlich zur Verfügung?
Ja. Die Bandbreite geht ganz nach dem Wasserhahn-Prinzip.
Bei erhöhtem Bedarf, öffnen wir den Hahn, und erhöhen somit
den Datenstrom. Sie können sicher sein, dass Sie von uns top
versorgt werden.
■ In ihrem Paket wird ein eigener Router mitgeliefert.
Ist es auch möglich, sein eigenes Gerät weiterhin zu
verwenden?
Im Grunde ja, jedoch können wir für eine 100-prozentige
optimale Leistung nicht garantieren, und bei eventuellen
Störungen erhalten Sie von unserer Seite keine
Unterstützung.
■ Könnte man die Richtfunkantenne auch an einem hohen
Gebäude installieren, statt einen Mast zu bauen?
Wir sind gerade dabei, potenzielle Gebäude und Grundstücke
auszukund-schaften. Wir werden uns auf eine optimale Lösung
einigen.
■ Wie hoch wäre der Funkmast?
Mindestens fünf, höchstens zehn Meter hoch.
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