Vermischtes
Bürger-Energiegenossenschaft Kehl
zieht in Leutesheim positive Bilanz
Von Antje Ritzert
Kehl-Leutesheim.
Zu ihrer ersten Generalversammlung seit der Gründung im Juli
vergangenen Jahres trafen sich die Mitglieder der
BürgerEnergiegenossenschaft Kehl an dem Ort, wo alles begann: in
Leutesheim. Auf dem Dach der hiesigen Grundschule sowie der
angrenzenden Mehrzweckhalle wurde im September 2012 die erste
Photovoltaik-Anlage verwirklicht. Eine weitere ging kurz darauf
auf dem Flachdach der Bodersweierer Turnhalle an den Start.
„Ich bin stolz, dass wir in dieser kurzen Zeit seit der Gründung
schon so viel auf die Beine gestellt haben“, sagte Harald Krapp,
Erster Beigeordneter der Stadt Kehl und
Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft. Ziel des
Unternehmens, an dem sich jedermann beteiligen kann, ist die
Initiierung oder Übernahme von Projekten zur Erzeugung
erneuerbarer Energien. Ein Anteil und damit die Mitgliedschaft
in der Genossenschaft kostet 100 Euro. „Wir wollen möglichst
breit aufgestellt sein an der Basis“, sagte Krapp auf der
Versammlung am Freitagabend. Aus diesem Grund sei auch die
Anzahl der Anteile gedeckelt, die ein Mitglied erwerben darf:
„Nicht mehr als 100, sonst ist das wirtschaftliche Risiko zu
groß, wenn einer aussteigt.“
Mittlerweile ist die Mitgliederzahl der Genossenschaft auf 153
gewachsen (zum Vergleich: bei der Gründung im Juli 2012 waren es
noch 89). Diese haben insgesamt über 3000 Anteile gezeichnet.
Damit hat sich das Eigenkapital des Unternehmens auf knapp 300
000 Euro vergrößert. Ein stolzes Sümmchen, mit dem die drei
Anfangsprojekte in Leutesheim und Bodersweier komplett aus
eigener Tasche finanziert werden konnten.
Die Bilanz für 2012 weist einen geringen Fehlbetrag von knapp
2300 Euro aus, der aufs nächste Jahr übertragen wurde. Der gute
Start in 2013 wird diesen aber vermutlich wieder wettmachen.
Bereits im ersten Halbjahr hat allein die Leutesheimer
Photovoltaikanlage nach Angaben von Vorstands-Frau Ute Figel
über 70 000 kWh Strom produziert. Gerechnet wurde mit einer
Leistung von etwa 87 000 kWh im Jahr. „Damit kommen wir auf
jeden Fall weit über unsere Schätzungen“, sagte Figel.
Weitere Projekte sind geplant. Man überlege beispielsweise, eine
bereits bestehende Photovoltaik-Anlage zu übernehmen, die 2010
ans Netz gegangen ist, so Harald Krapp. Einzelheiten wollte er
jedoch nicht preisgeben, damit „jetzt nicht jemand anderes auf
die Idee kommt, diese Anlage zu übernehmen“. Außerdem könne man
sich den Einstieg in bestehende Windkraftanlagen vorstellen,
aber auch hier nannte Krapp keine Details. Generell suche der
Vorstand weiterhin verstärkt nach Möglichkeiten auf kommunalen
Gebäuden, vorzugsweise solche wie Schulen oder Turnhallen, die
einen hohen Eigenverbrauch an Strom haben. „Das macht die Anlage
wirtschaftlich sinnvoll“, so Krapp.
Als wirtschaftlich nicht sinnvoll hat sich hingegen die Idee der
Kleinstwasserkraftanlage an der Leutesheimer Mühle
herausgestellt. Wegen des hohes Investitionsvolumens, zeit- und
kostenintensiver Gutachten sowie Anwohnern, die möglicherweise
direkt von Lärm oder Hochwasser betroffen wären, hätte man
Abstand von der Anlage genommen, berichtete Vorstands-Mitglied
Horst Körkel. „Das hätten wir nicht mit gutem Gewissen der
Genossenschaft vorschlagen können“, bestätigte auch
Aufsichtsrat-Chef Krapp, dem die wirtschaftliche Rentabilität
eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl der Projekte
ist. Laut Satzung der Genossenschaft kann – und soll sicherlich
schließlich auch einmal – der Gewinn aus den Anlagen unter den
Mitgliedern aufgeteilt werden.
Foto:
Antje Ritzert
Haben keinen Grund zum Beten: Der Vorstand der
BürgerEnergiegenossenschaft Kehl (v.l.n.r. Horst Körkel, Ute
Figel, neben ihr Aufsichtsrat-Chef Harald Krapp, Natalia Winschu
und André Magel) kann optimistisch in die Zukunft blicken.
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