Musikverein Leutesheim
Jahreskonzert der Harmonie
Leutesheim: Der Mut wurde belohnt
Von Oscar Sala
Kehl-Leutesheim.
»Ich will Freud’ und Spaß haben an der Musik«, lautet ein
Wahlspruch des niederländischen Ausnahme-Komponisten Peter
Kleine Schaars. Diesen Spaß und diese Freude hatten die Musiker
des Musikvereins Leutesheim nicht nur beim Einstudieren seiner
Werke. Die »Harmonie« ließ diese Freude auch bei ihrem
Jahreskonzert am Samstag auf die Besucher in der ausverkauften
Festhalle in Leutesheim überspringen. Es war eine
Herausforderung: Kein anderer Verein in der Region hatte es
bisher gewagt, an einem Abend nur Stücke von einem einzigen
zeitgenössischen Musiker aufzuführen. Doch »Harmonie«-Chefdirigent
Dieter Baran hat sich den Blick über den Tellerrand schon immer
bewahrt. So war er so von der außergewöhnlichen Musikalität des
1962 in Deventer geborenen Komponisten, Musikers und Arrangeurs
überzeugt, dass er sich dazu entschloss, die innovative
Orchestermusik und moderne Arrangements des Niederländers in den
Mittelpunkt des Jahreskonzerts zu stellen – dieser Mut wurde
belohnt. Kleine Schaars hat eine eigene Handschrift entwickelt,
die die unterschiedlichsten Stilrichtungen, seien es
Eigenkompositionen oder Arrangements, prägt.
Tang bereicherte Konzert
In den 13 Titeln, die die »Harmonie« hervorragend präsentierte,
war die ganze Vielseitigkeit und Klasse des Komponisten
enthalten – von ausgefallenen Harmonien und polyrhythmischen
Parts, bis hin zu bemerkenswerte Arrangements wie in »Return to
Neverland« und Musikgrößen wie Elvis, ABBA oder Nena. Die
durchweg gut durchstrukturierten und mitreißenden Rhythmen
enthielten oft jazzige Elemente , die immer wieder
Überraschungseffekte ins Spiel brachten. Einen stilistischen
Kontrast setzten »All I want is you« aus dem Phantom-der-
Oper-Musical und »All cried out« von Alison Moyet.
Stellvertretend für den breit angelegten musikalischen Reigen
sei hier noch das Hauptwerk des Abends, das monumentale »Lebuinus
ex Daventria« genannt, mit dem die »Harmonie« ein akustisches
Großgemälde zauberte. Thematisch greift das Stück die Geschichte
eines missionierenden Mönches in den Niederlanden auf.
Es war eine wahre Freude festzustellen, dass bei den Musikern
der Nachwuchs nicht nur mit Spielfreude bei der Sache, sondern
auch zahlreich vertreten war. Lobend zu erwähnen ist auch das
Moderatoren- Paar Petra Hummel und Mario Hauß, das mit Charme
und Witz durchs kurzweilige Programm führten.
Gesangssolistin Linda Tang bereicherte das Konzert mit ihrer
samtig kräftigen Stimme. Das junge Talent hat jüngst beim
Bundeswettbewerb »Jugend musiziert« einen erstenPreis in der
Kategorie Gesang/Pop geholt. Ihre unterschiedlichen Fassetten
bewies die 18-Jährige aus Lahr unter anderem mit dem
Latin-Klassiker »Wave« und einem betörenden »Girl from Ipanema«.
Stehende Ovationen
Mit einem schmissigen »Oh when the Saints« wollten sich die
Solistin und die »Harmonie « nach zweieinhalb Stunden prächtiger
Unterhaltung vom Publikum verabschieden – doch der
»Noten-Hunger« der begeisterten Besucher, die mit stehenden
Ovationen nach einem Nachschlag verlangten, war noch lange nicht
gestillt. Schade, dass Schaars seine Anreise aus beruflichen
Gründen kurzfristig absagen musste – er hätte am Spiel der
Leutesheimer eine wahre Freude gehabt.
Gut durchstrukturiere und mitreißende
Rhythmen enthielten oft jazzige Elemente, die immer wieder
Überraschungseffekte ins Spiel brachten.
Foto: Harmonie
Leutesheim |